Ausstellung 2017

Eine Designikone und ihre Zeitgenossen – Carrera RS 2.7

Motorsport trifft Design

Der Carrera RS 2.7

Seit über fünf Jahrzehnten gilt der Porsche 911 als Sportwagenikone, die bereits im Stand den Puls von Automobilliebhabern auf der ganzen Welt in die Höhe treibt. In der Welt der Automobile ist er einzigartig: Wie kein anderes Fahrzeug vereint der Porsche 911 scheinbare Gegensätze wie Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit, Tradition und Innovation, Exklusivität und soziale Akzeptanz sowie Design und Funktionalität. 1963 als Prototyp vorgestellt, war seine von F. A. Porsche gestaltete Form Ausdruck einer zeitlosen Funktionalität, die die Grenzen zwischen Industriedesign und Automobildesign überwand. Als eine Essenz des Porsche 911 ging der Carrera RS 1972 in die Sportwagengeschichte ein. Er steht für die einzigartige Synthese aus Sportlichkeit, Design, Leistung und Purismus. Richtungweisend ist nicht zuletzt das Design des Modells: Als erster Seriensportwagen der Welt erhält er Front- und Heckspoiler – farbig lackierte Fuchs-Felgen mit gleichfarbigem Schriftzug auf der Fahrzeugseite verleihen dem RS eine optische Einzigartigkeit.

Typisch Porsche, liegen die Wurzeln des Carrera RS im Rennsport: Als die Internationale Motorsportkommission im Juni 1972 für die Gruppe- 4-Homologation des 911 eine Mindeststückzahl von 500 identischen Fahrzeugen verlangt, entscheidet Porsche Vorstandssprecher Ernst Fuhrmann über die Entwicklung einer rennsportgerechten Kleinserie mit Straßenzulassung. Dieses Spitzenmodell soll dank seiner außergewöhnlichen Fahrleistungen den technischen Führungsanspruch des reinen Sportwagenherstellers Porsche verdeutlichen. Und die Besonderheit des neuen Porsche soll auch in der Namensgebung zum Ausdruck kommen: Die schlichte Bezeichnung 911 S wird als unzureichend angesehen, weshalb man sich für den klangvollen Beinamen Carrera entscheidet, der seit den Tagen des Typs 356 den sportlichsten Modellen von Porsche vorbehalten ist. Ergänzt um das Kürzel RS (für Rennsport) wird die puristische Leichtbau-Version am 28. September 1972 auf dem Pariser Automobilsalon als Porsche 911 Carrera RS vorgestellt.

In Zuffenhausen schätzt man die Verkaufschancen des mindestens 34.000 DM teuren Carrera RS zunächst pessimistisch ein. Um Interessenten zum raschen Verkaufsabschluss zu bewegen, fokussiert man in den Werbeanzeigen vor allem die limitierte Stückzahl der Sonderserie. „Sie müssen schon sehr schnell sein, um Deutschlands schnellstes Auto zu fahren“ oder „Nur 500 Männer werden ihn fahren“ lauten die Slogans. Doch entgegen aller Erwartung wird der 2,7-Liter-Sportwagen von Beginn an so begeistert aufgenommen, dass die Sonderserie bereits vor Produktionsbeginn im Herbst 1972 ausverkauft ist. Schnell hat sich unter Sportwagenliebhabern herumgesprochen, dass der neue Porsche Fahrleistungen bietet, die sogar doppelt so teure Exoten in den Schatten stellen. Der Sprint auf 100 km/h dauert nur 5,8 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit gut eingefahrener Exemplare wird mit 250 km/h gemessen. Erreicht wurden diese Werte durch konsequenten Leichtbau. Neben der Verwendung von Dünnblech und Dünnglas sowie Kunststoffhauben und -stoßstangen sparen die Porsche Ingenieure nicht zuletzt im Interieur so manches Kilogramm ein. Fahrer und Beifahrer sitzen in leichten Schalensitzen, die Türen werden mittels einer Schlaufe geöffnet und im Armaturenbrett fehlen aus Gewichtsgründen Zeituhr und Handschuhfachdeckel. Noch beeindruckender als die reinen Daten war jedoch das Fahrerlebnis im Carrera RS, der in der Sportversion unter 1.000 kg wiegt. Der drehfreudige Boxermotor hängt gierig am Gas und entwickelt im oberen Drehzahlbereich einen unvergleichlichen Sound, der Sportwagenfans eine Gänsehaut bereitet. Viele der Carrera-RS-Kunden nutzen den Wagen auch im Motorsport, wo er sich gleichermaßen bei Rallyes, Bergrennen und auf der Rundstrecke als siegfähig erweist. Der erste Einsatz des 911 Carrera RS fand bei der „Tour de Corse“ am 4. und 5. November 1972 statt. Als dann noch im Februar 1973 ein 911 Carrera RSR bei den 24 Stunden von Daytona mit 22 Minuten Vorsprung als Sieger die Ziellinie überquert, steigt die Kundennachfrage derart an, dass man sich zur Weiterführung der Produktion entscheidet. Der 911 Carrera RS wird zum Selbstläufer, der bis zum Produktionsstopp im Juli 1973 mit 1.590 Fahrzeugen die Verkaufsplanungen um das Dreifache übertrifft. Als automobiles Kultobjekt zählt der Carrera RS 2.7 seitdem zu den weltweit begehrtesten Sammler-Fahrzeugen.

01 Porsche Design Chronograph I

Ferdinand A. Porsche, 1972

Er ist nicht nur der Vater des Porsche 911, Ferdinand A. Porsche entwarf auch eine revolutionäre Uhr: Im Jahr 1972 wurde der Chronograph I vorgestellt, die weltweit erste schwarze Armbanduhr und das erste Produkt von Porsche Design.
 
Ursprünglich als Geschenk für Jubilare der Firma Porsche in Auftrag gegeben, entwirft Ferdinand A. Porsche eine Uhr, die den Bordinstrumenten eines Fahrzeuges entnommen zu sein scheint. Kontrastierende weiße Skalen und ein roter Sekundenzeiger auf der vollständig mattschwarzen Uhr erinnern an den schwarzen Tachometer des Porsche 911. Eine Uhr passend zum Auto, die eine schnelle und sichere Ablesbarkeit der Zeit gewährleistet – mit kratzfestem Mineralglas und bis zehn Bar wasserdicht. Hergestellt wurde die Uhr von dem Schweizer Uhrenhersteller Orfina, der das Gehäuse in der Serienproduktion mit dem Kaliber „Valjoux 7750“ ausstattete. Das Design des Chronographen I hat Generationen von Uhren beeinflusst und wird auch von Porsche Design bis heute weitergeführt – beispielsweise in der Uhr Timepiece No. 1.
 
Das Porsche Design Studio gründete Ferdinand A. Porsche 1972 in Stuttgart. Zwei Jahre später siedelte das Unternehmen in das österreichische Zell am See über, wo in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche klassische Herren-Accessoires wie Uhren, Brillen und Schreibgeräte entstanden. Bis heute werden Produkte unter der Marke Porsche Design weltweit vertrieben.

02 Motorola DynaTAC 8000X

Martin Cooper und Rudy Krolopp, 1973

Was wäre unser heutiger Alltag ohne Handys? Kaum vorstellbar. Den Grundstein für unser mobiles Zeitalter der Kommunikation legte Motorola mit dem DynaTAC 8000X. Mit diesem Mobiltelefon fand am 3. April 1973 das erste Handytelefonat in New York statt. Nach der Vorstellung des ersten Prototyps auf einer Pressekonferenz rief der Motorola-Ingenieur und Entwickler des DynaTAC 8000X, Martin Cooper, den Technikchef des konkurrierenden Unternehmens AT&T an – von unterwegs. 
 
Doch vom ersten Anruf bis zur Serienreife verstrich ein ganzes Jahrzehnt: Erst 1983 kam das DynaTAC 8000X auf den Markt. Das erste kommerzielle Mobiltelefon wog 800 Gramm, kostete knapp 4000 USDollar und hatte eine maximale Gesprächszeit von knapp einer Stunde. Gestaltet wurde das Gerät von dem Industriedesigner Rudy Krolopp, dessen Entwurf Cooper 1972 im Rahmen eines firmeninternen Designwettbewerbs auswählte.
 
Der Urvater des Mobiltelefons, Martin Cooper, zählt zu den einflussreichsten Ingenieuren der Welt und erkannte früh das Potenzial von Freiheit und Flexibilität, das von kleinen, tragbaren Telefonen für jedermann ausging. Seine Vision und seine Hartnäckigkeit zahlten sich für Motorola aus – das Unternehmen wurde für Jahre zum weltgrößten Handy-Hersteller. Erst 1998, nach dem weltweiten Vormarsch des GSM-Funkstandards, stieß der finnische Aufsteiger Nokia die Amerikaner vom Thron.

03 Corporate Design der Olympischen Spiele 72

Otl Aicher und Team, 1972

Otl Aicher war einer der prägendsten deutschen Gestalter und Grafikdesigner des 20. Jahrhunderts. Er war Mitbegründer der bedeutenden Hochschule für Gestaltung Ulm und gilt als Wegbereiter des Corporate Design.
 
Als Gestaltungsbeauftragter der Olympischen Spiele 1972 entwickelte er mit seinem Team nicht nur die komplette Grafik – angefangen vom Logo über das Leitsystem bis zu den Piktogrammen –, sondern auch das übrige optische Erscheinungsbild wie die Kleidung des Personals und die Innenausstattung der Gebäude. Dieses umfassende Gestaltungskonzept war ein Novum bei Sportveranstaltungen und machte Otl Aicher international bekannt. Mit den radikal reduzierten, schwarzweißen Piktogrammen entwickelte Aicher zudem eine neue, international verständliche Zeichensprache, die bis heute eingesetzt wird. Das visuelle Erscheinungsbild der Olympischen Spiele verlieh Informationen Leichtigkeit, strahlte Zukunftslust aus und zahlte positiv auf Deutschlands Image in der Welt ein.
 
Die Grafikdesignerin Elena Winschermann war Teil seines Gestaltungsteams und entwarf in diesem Rahmen das berühmte Maskottchen Waldi. Vermarktet wurde Waldi in unterschiedlicher Ausführung als Kuscheltier, als Spielzeug und als Anstecker.

04 Bic Lighter

Flaminaire Design Team, 1973

Als das bis heute äußerst beliebte BIC-Feuerzeug im Jahr 1973 auf den Markt kam, stellte es nicht etwa eine technische Errungenschaft dar – Gas-und Benzinfeuerzeuge gab es bereits lange zuvor. Was das BIC-Feuerzeug neu und damals einzigartig machte, war seine Bestimmung als Wegwerfprodukt.
 
Das Einwegfeuerzeug verbindet wie kein anderes Feuerzeug ökonomische Effizienz mit Funktionalität und puristischer Ästhetik. Mit seiner unverwechselbaren Form und den vielzähligen Farbvarianten erzielte es unmittelbaren Markterfolg. Die markante, ovale Form wurde in Studien gezielt entwickelt, um eine angenehme und sichere Handhabung zu gewährleisten. Als Designikone wird es im MoMA in New York und im Centre Pompidou in Paris ausgestellt. 5 Millionen BIC-Feuerzeuge werden jeden Tag verkauft.
 
1945 in Paris gegründet, ist das Unternehmen BIC der weltweit größte Hersteller von Einwegfeuerzeugen, Kugelschreibern und Einwegrasierern. 1972 erwarb es die am Gasfeuerzeug patenthaltende Firma Flaminaire. Neben dem Erwerb der Firma Flaminaire ermöglichten Innovationen in der Spritzgusstechnik und in der Kunststoffchemie die Entwicklung und effiziente Produktion eines qualitativ hochwertigen, sicheren und zugleich günstigen Gasfeuerzeugs für den Massenmarkt.

05 Playmobil

Hans Beck, 1974

Mit Bauarbeitern, Rittern und Indianern fing im Jahr 1974 alles an: Playmobil startete seinen Siegeszug in den deutschen Kinderzimmern. 
 
Die 7,5 cm großen Figuren sind auf kleine Kinderhände ausgelegt und beweglich. Mit dem Playmobil-typischen Kugelkopf, stilisiertem Gesicht, Greifhänden und reichlich Zubehör eroberten sie schnell auch international die Kinderherzen. Nur wenige Jahre nach der Markteinführung von Playmobil war die Firma geobra Brandstätter der umsatzstärkste deutsche Spielwarenhersteller. Im Laufe der Zeit erhielten die Figuren bewegliche Handgelenke und ein erweitertes Farbspektrum – doch im Wesentlichen sind sie bis heute unverändert. Das Sortiment wird stets erweitert und die Themenwelten werden an den jeweils aktuellen Identifikationsbedarf angepasst.
 
Chefentwickler und Mustermacher Hans Beck kreierte das neue Spielsystem bereits im Jahr 1971. Als im Zuge der Ölkrise die Kunststoffpreise anzogen, entschied sich Firmeneigentümer Horst Brandstätter, als Ausgleich zu ressourcenintensiven bestehenden Produkten die kleinen Figuren auf den Markt zu bringen. Mit ungebrochenem Umsatzwachstum wird Playmobil aus Überzeugung bis heute an europäischen Standorten produziert.

06 Pony

Eero Aarnio, 1973

„Ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Stuhl ... aber eine Sitzgelegenheit muss nicht zwingend ein Stuhl sein. Es kann alles Mögliche sein, wenn es ergonomisch korrekt ist. Eine Sitzgelegenheit kann eben auch ein kleines, weiches Pony sein, auf dem Du reiten oder auch seitwärts sitzen kannst.“ Eero Aarnio
 
Der Finne Eero Aarnio gilt als Pionier im Design von Kunststoffmöbeln, seine Sitze und Tische zählen zu den Designikonen. Bereits in den 1960ern begannen er und weitere skandinavische Designer wie Verner Panton, mit Kunststoffen, knalligen Farben und organischen Formen zu experimentieren. Losgelöst von traditionellen Gestaltungskonventionen und der reinen Funktion ermöglichte der Werkstoff einen freien, spielerischen und phantasievollen Umgang sowie die Entwicklung einer neuen, eigenen Formensprache. „Pony“ wirkt, als wäre es als Spielzeug für Kinder konzipiert. Doch Aarnio hat es als spielerische Sitzmöglichkeit für Erwachsene entworfen – es erfüllt nicht nur die Funktion eines Sitzes, sondern löst unweigerlich Phantasie und Freude beim Betrachter aus.
 
Aarnios legendäre Sitzobjekte „Ball“ (1963) und „Bubble“ (1968) prägten in Science-Fiction-Filmen die Vorstellung der Zukunft und sind in Museen wie dem New Yorker MoMA und dem Centre Pompidou in Paris ausgestellt.

07 Bang & Olufsen Beogram 4000

Jacob Jensen, 1972

Experten halten den Plattenspieler Beogram 4000 für das Bang & Olufsen-Produkt schlechthin. Die Kombination aus innovativer Technologie, feinmechanischer Präzision und hervorragendem Design machten ihn zum maßgebenden HiFi-Produkt seiner Zeit. Vergeblich versuchten die damaligen Marktführer Sony und Technics ihn zu kopieren.
 
Über zwei Dekaden war Jacob Jensen Chefdesigner für Bang & Olufsen und prägte dabei eine exklusive, ästhetische Formensprache, die bis heute das Produktdesign der Marke charakterisiert. 1978 widmete ihm das MoMA in New York die Solo-Ausstellung „Design for Sound“, der Schallplattenspieler Beogram 4000 wurde vom MoMA in die Dauersammlung Modernes Design aufgenommen und die New York Times zählt Jensen zu den wichtigsten Industriedesignern des 20. Jahrhunderts.
 
Klare, einfache Linien verleihen dem Beogram 4000 eine zeitlose Nachhaltigkeit. Materialkombinationen aus Metall und Holz erzeugen eine nahbare, einladende Wärme. Der Beogram 4000 war der erste Plattenspieler mit elektronisch kontrollierten Tangentialarmen. Die neue Technologie verbesserte die Wiedergabequalität und ermöglichte die Titelprogrammierung.

08 Musik Anfang der 70er

Pink Floyd . Status Quo . Elvis Presley . Bob Marley & the Wailers . Herbie Hancock . Lou Reed . Led Zeppelin . The Who . Queen, 1972 / 73 

 
Hits und Alben der großen Künstler und Bands der frühen 70er gehören heute zu den ewigen Klassikern des Popgenres. Pink Floyds Dark Side of the Moon gehört zu den meistverkauften Alben überhaupt. 
 
Wo zuvor Popmusik als Rebellion gegen die vorherrschende Kultur der Erwachsenen galt, kamen Anfang der 70er die Codes der unterschiedlichen Subkulturen im kommerziellen Markt an. Es folgte ein Jahrzehnt, in dem musikalisch alle Stilrichtungen, die auch den heutigen Musikgeschmack prägen, entwickelt waren. Disco und Punk, Jazz und Folk, Schlager und Rock, alles existierte bereits nebeneinander. Doch markant an dieser Zeit war, dass die Stile noch einer überschaubaren Anzahl an Subund Jugendkulturen zugeordnet werden konnten, die sich unter anderem über ihre Musik klar voneinander abgrenzten. 
 
Die Verbreitung von Musik änderte sich – „Aloha from Hawaii“ von Elvis Presley ist das erste Konzert, das über Satellit in über 40 Länder übertragen wurde. Herbie Hancocks Album Head Hunters gilt als Klassiker des synthetisch geprägten Fusion Sounds der frühen 70er. Die Wailers etablierten den Reggae Sound in den internationalen Hörgewohnheiten. Led Zeppelin verkörperten szenisch und dramaturgisch die Merkmale des Hard Rocks und machten diesen salonfähig. The Who galten als ModBand und veranschaulichen den Widerstreit zwischen subkultureller Zugehörigkeit und kommerziellem Erfolg.

09 Polaroid SX-70

Edwin H. Land und Henry Dreyfuss, 1972

Ein fertig entwickeltes Foto mit nur einem Klick – die Polaroid SX-70 schrieb Fotografiegeschichte. Man sagt Andy Warhol war mit seiner SX-70 verwachsen, berühmte Fotografen wie Walker Evans und Arno Fischer zeigten, dass sie auch im professionellen und künstlerischen Einsatz überzeugte.
 
Mit der SX-70 entwickelte Edwin H. Land, Mitgründer der Firma Polaroid, nicht nur die erste faltbare Spiegelreflexkamera, sondern auch die erste Sofortbildkamera mit Integralfilm. Negativ, Positiv und Fixierentwickler waren erstmals versiegelt im Filmblatt integriert und benötigten zum Entwickeln lediglich Tageslicht. Mit über 200 Transistoren, bewegten Spiegeln, Lichtsensoren, Getrieben und Magneten verband sie komplexe Technologie mit einfachster Handhabung. Sie war klein und handlich, ermöglichte durch Glaslinse und Zoom aber dennoch anspruchsvolle Bildaufnahmen. Das ebenfalls unter dem Namen SX-70 geführte Filmpaket ließ sich mit einem Handgriff nachfüllen und trug gleichzeitig den Akku.
 
Mit dem Produktdesign betraute Land Henry Dreyfuss, einen Vertreter der StreamlineModerne innerhalb des ArtDeco. Dreyfuss hatte in den 30er und 40er Jahren das Aussehen und die Bedienbarkeit von zahlreichen amerikanischen Konsumgütern geprägt und das Produktdesign als Dienstleistung populär gemacht.

10 Porsche und die 24h von Le Mans

Sitzschirm von Ferry Porsche, 1970 / 71

Als eine der großen Legenden des Motorsports sind Porsche und Le Mans unzertrennlich verbunden. Bereits im Jahr 1951 wagte sich die Porsche KG als einziger deutscher Hersteller an den Hochgeschwindigkeitskurs des 24-Stunden-Rennens in der Nähe der französischen Stadt Le Mans.
 
19 Jahre später war es endlich so weit: Hans Herrmann und Richard Attwood gewinnen mit dem Porsche 917 Kurzheck den Gesamtsieg. Bei diesem Rennen im Jahr 1970 ebenfalls dabei: ein mit schwerer Kameraausrüstung ausgestatteter Porsche 908/02. Dieser lieferte die Bilder zu dem legendären Film Le Mans von und mit Steve McQueen. Der Wagen legte immerhin 282 Runden zurück (3.798 km). Auch im Folgejahr kann Porsche mit dem 917 KH den Gesamtsieg verbuchen. 
 
Für das in Le Mans oft wechselhafte Wetter steht der stetige Begleiter von Ferry Porsche, den er auch im Jahr 1971 bei sich trug: ein Sitzregenschirm, der zur typischen Gentlemen-Ausstattung der 70er Jahre zählte.
 
Porsche ist als einziger Automobilhersteller seit nunmehr 66 Jahren ununterbrochen bei den traditionsreichen 24 Stunden von Le Mans vertreten. Insgesamt 18 Gesamtsiege – zuletzt 2016 mit dem Porsche 919 Hybrid – lautet die Bilanz des Langstreckenrennens für Porsche.

11 Braun Citromatic MPZ 2 / CJ 3050

Dieter Rams und Jürgen Greubel, 1972

Perfektion in Technik und Handhabung, Zurückhaltung in der Form und vor allem zeitlose, langlebige Gestaltung: dafür steht die Citromatic MPZ 2 von Braun. Bereits im Jahr 1972 von Dieter Rams und Jürgen Greubel entworfen, wird sie bis heute in nahezu unveränderter Gestalt hergestellt und verkauft – aktuell als Teil der TributeCollection unter dem Namen CJ 3050 (ausgestellt).
 
Dieter Rams war einer der bedeutendsten Industriedesigner der 60er, 70er und 80er Jahre und prägte maßgeblich das Produktdesign des Elektrogeräteherstellers Braun, wo er von 1961 bis 1995 Leiter der Formgebung war. Seit den 50er Jahren entwickelte Braun innovative Geräte, die häufig zum Typus einer ganzen Produktfamilie wurden. BraunGeräte seiner Zeit fand man in fast jedem deutschen Haushalt. Ihre gestalterische und funktionale Qualität trug maßgeblich zur international positiv empfundenen Konnotation eines „Made in Germany“ bei und inspirierte sogar das Produktdesign von Apple.
 
Die Citromatic wurde in gewissen Abständen technisch überarbeitet und in unterschiedlichen Generationen auf den Markt gebracht. Geblieben sind die äußere Form und die Bedienung. Das schalterlose Gerät wird durch einfachen Druck von oben bedient, der Saft fließt direkt in das in der Einbuchtung stehende Behältnis. Praktisch: die ausgepressten Zitrusschalen können im Acryldeckel gestapelt werden.